Kaffetrinken verbindet - und manchmal entstehen dabei sogar gemeinsame Projekte dreier baden-württembergischer Hochschulen. Prof. Dr.-Ing. Payam Dehdari, Experte für Nachhaltige Logistik an der HFT Stuttgart, hat mit seinen Kollegen Prof. Dr. Wlcek von der Hochschule Esslingen und Prof. Dr.-Ing. Kai Furmans vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) diskutiert, ob es im Hinblick auf die Transportklimabilanz besser ist, Kaffeebohnen aus Hamburg zu bestellen oder vor Ort zu kaufen.
Anfang des Jahres 2020 bereitete ich meinem Kollegen Prof. Dr. Wlcek von der Hochschule Esslingen einen Kaffee aus meiner Espressomaschine zu. Beiläufig erwähnte ich dabei die fair gehandelten, günstig erworbenen und gut schmeckenden Kaffeebohnen. Gleichzeitig bedauerte ich aber, dass diese aus Hamburg per Paketdienst zu mir kommen und ich sie eigentlich lieber im Geschäft nebenan kaufen würde. Aus der anknüpfenden Diskussion wurde schnell klar, dass die Frage, welcher der beiden Wege hinsichtlich der CO2-Emissionen ökologisch sinnvoller ist, nicht eindeutig beantwortet werden kann. Es gibt bei einem Profukt wie Kaffee schlicht und einfach zu viele Variablen, die eine signifikante Rolle spielen und den einen oder den anderen Transportweg begünstigen.
Um die Frage dennoch zu beantworten, beschlossen wir, die profunden Forschungskenntnisse vom Prof. Dr.-Ing Kai Furmans, Dekan der Fakultät Maschinenbau des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), mit einzubeziehen. Aus einem gemeinsamen Initialworkshop entstanden eine Menge Forschungsfragen, die es zu beantworten galt. Denn wenn es so viele Variablen gibt, den CO2-Ausstoß zu berechnen, wie machen das die Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsbilanzen? Oder wie haben das in der Vergangenheit Wissenschaftler in Forschungsprojekten berechnet? Wie groß ist die Varianz?
Drei Jahre zogen ins Land, insgesamt 121 Geschäftsberichte wurden von uns gewälzt, 53 wissenschaftliche Artikel analysiert und mehrere Gutachter befragt - dann erschien im Frühjahr 2023 unser gemeinsamer Artikel „An updated literature review of CO2e calculation in road freight transportation“ (https://doi.org/10.1016/j.multra.2022.100068).
Was kam dabei raus?
Kurz zusammengefasst: nur 14 der 53 wissenschaftlichen Quellen berücksichtigten Emissionen, die Mindestanforderungen in den aktuellen Leitlinien sind. Lediglich 14 von 121 Unternehmen haben Emissionen aus Transportaktivitäten veröffentlicht: Unsere Studie unterstreicht deshalb die Notwendigkeit der Einführung neuer und validierter Modelle zur Unterstützung von Entscheidungsprozessen, die eine nachhaltige Reduzierung der CO2-Emissionen zum Ziel haben.
Damit ist klar: die Diskussion muss und wird weitergehen. Denn jetzt heißt die entscheidende Frage: wie geht es künftig besser?
Keine Kommentare