Fünf Prozent: Starthilfe für den individuellen Klimaschutz
Klimagerechte Modernisierungen im Blick
FÜNF PROZENT ist ein “Spin-Off” der Hochschule für Technik Stuttgart, das Kommunen bei der Aktivierung von Gebäudebesitzer:innen für klimagerechte Moderinsierungen unterstützt. Die Verbindung zum "Mutterschiff HFT" ist nach wie vor eng: Sarina Hötzel und Sally Köhler sind als Forscherinnen am Zentrum für nachhaltige Energietechnik der HFT Stuttgart tätig, Matthias Schöttler beschäftigt sich als Innovationsmanager mit dem Aufbau eines florierenden Startup-Ökosystems an der HFT Stuttgart.
Angefangen hat alles im Frühjahr 2022 mit der Teilnahme am STARTPLAN-Programm des hochschuleigenen Gründungszentrums PLAN G. Ohne große Erwartungshaltung haben Sarina und Sally “einfach mal mitgemacht” und zu schauen, welches Gründungspotenzial sich in ihren Themen aus der HFT-Forschung verbergen. Mit Unterstützung von PLAN G-Coach Elena Schön entstand in acht Wochen unsere Gründungsidee. Beim Abschlusspitch des Programms konnten Sally und Sarina die Jury restlos überzeugen und die Auszeichnung des vielversprechendsten Startups entgegennehmen. Anschließend ging es zum landesweiten Startup-Wettbewerb ASAP BW. Auch hier war das Feedback äußerst positiv. Es gab externe Anfragen von Startup-Acceleratoren und Zeitungen und FÜNF PROZENT entwickelte sich für uns zu einer ernstzunehmenden Sache. Schritt für Schritt stellte sich heraus, dass der zunächst angenommene Mehrwert für Kommunen, Gebäudebesitzer:innen und ausführende Unternehmen wahrgenommen wird und es eine reale Nachfrage nach unserer Lösung gibt.
Neben unseren Kerntätigkeiten in der HFT-Forschung, sowie der Masterthesis von Sarina und der Promotion von Sally, war es wichtig, das Vorhaben nicht aus den Augen zu verlieren und in freien Minuten beständig dranzubleiben. Im August 2022 erhielten wir weiteren Auftrieb, indem Matthias – der Dritte in unserem Bunde – zu uns stieß. Neben der bereits vorhandenen tiefen fachlichen Expertise kamen mit ihm ein großes Netzwerk, zusätzliche Erfahrung und unternehmerisches Denken ins Team. Zudem konnte Sarina die Fragestellung ihrer Masterthesis mit FÜNF PROZENT verknüpfen und wir konnten in ersten Pilotprojekten die Idee mit Leben füllen.
Aber was genau steckt hinter der Idee FÜNF PROZENT?
Wir sehen die Klimaziele und damit unsere Lebensgrundlage ernsthaft in Gefahr, da wir vor allem im Gebäudesektor zu langsam in der Umsetzung von CO2-sparenden Maßnahmen sind. So befindet sich die Sanierungsrate seit Jahren auf einem geringen Niveau von ca. 1%, wobei für unsere gesteckten Klimaziele bis 2030 eine Rate von 5% nötig wäre. Mit dieser Erkenntnis entstand unsere Vision und unser Name: Wir wollen Hausbesitzer:innen dabei unterstützen, die Effizienz ihrer Gebäuden zu verbessern und dafür auf kommunaler Ebene ansetzen, um die Modernisierungsrate auf die erforderliche Quote anzuheben.
In vielen Gesprächen haben wir dabei vor allem drei Stellschrauben identifiziert: Kommunen und Städte sollen das Thema vorantreiben, haben aber oft zu wenig Zeit und Personal; Hauseigentümer:innen haben zwar häufig Interesse an einer energetischen Sanierung, aber oft fehlen nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch Informationen darüber, welche Sanierungsmaßnahmen möglich und sinnvoll sind und wo sie gezielte Beratung und Unterstützung bekommen können; ausführende Firmen werden überflutet mit Anfragen und müssen viel Zeit in die Vorqualifizierung, Bestandsaufnahme und Erstberatung stecken. Diese Kleinteiligkeit steigert die Kosten vor allem bei Ein- und Zweifamilienhäusern und sorgt dafür, dass dringend benötigte Fachkräfte unnötig viel Zeit außerhalb ihrer Kernkompetenzen aufbringen.
Und hier kommen wir ins Spiel. Im ersten Schritt erstellen wir energetische Gebäudesteckbriefe, die individuell und interaktiv von jedem Wohngebäudebesitzer, welche webbasiert über eine digitale Schnittstelle abgerufen werden können. Die Steckbriefe enthalten Informationen zum Wärmebedarf, möglichen Sanierungsszenarien und dem PV-Potenzial. Jene Simulationen werden mit Einschätzungen bezüglich der Kosten bzw. dem monetären und CO2-Einsparpotentialen verknüpft: Und das alles auf einem Blick, spielerisch leicht und kostenlos, da uns die Städte und Kommunen bereits für diesen Service bezahlen.
Im zweiten Schritt bekunden die Hauseigentümer:innen ihr Interesse an spezifischen Maßnahmen z.B. PV-Anlagen. Diese Anfragen können themenspezifisch gebündelt werden, sodass wir weitere Informationen an Hauseigentümer zurückspielen und Angebote von ausführenden Firmen als gebündelte Anfrage einholen können.
Dieses Vorgehen hat gleich mehrere Vorteile:
- Die ausführenden Firmen erhalten von uns einen Großauftrag, wodurch sich Synergien in der Vorqualifizierung ergeben, Materialbestellungen und Personal bedarfsgetreu kalkuliert werden und Arbeitswege strategisch besser geplant werden können. Ebenso erhalten sie alle Informationen von uns, um einen unverbindlichen Kostenvoranschlag zu erstellen.
- Hauseigentümer:innen wiederum erhalten von uns volle Transparenz und Informationen zu den Angeboten. Es wird gemeinsam entscheiden, welches Angebot ausgewählt wird und wir unterstützen auch bei der Koordination des Erstbesuches der ausführenden Firma;
- Kommunen können mit uns ihre Maßnahmen zur Klimaneutralität tracken und dienen als Multiplikator und Unterstützer der Energie- und Wärmewende.
Wo stehen wir aktuell?
Nach ersten erfolgreichen Pilotprojekten in 2022 und Anfang 2023 konnten wir nun die ersten Aufträge von Kommunen akquirieren. Zusätzlich haben wir aus dem Klima-Innovationsfonds der Stadt Stuttgart eine attraktive Förderung erhalten, welche es uns ermöglicht, das Vorhaben FÜNF PROZENT auf ein nächstes Level zu heben, unser Konzept in der Landeshauptstadt auszurollen und Erfolge in der effektiven Einsparung von CO2 zu erzielen: Ein absolut wichtiger Meilenstein, der uns zusätzlich darin bestärkt hat und es uns ermöglicht, den vollen Fokus auf das Thema FÜNF PROZENT zu richten. Aktuell befindet sich das Unternehmen mitten im Gründungsprozess zu einer GmbH.
Wo wollen wir hin?
Unser Ziel ist es, die energetischen Gebäudesteckbriefe für Wohngebäude deutschlandweit zu etablieren und durch die gebündelte Umsetzung von Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Und nicht nur Stuttgart bekommt die energetischen Steckbriefe, auch einige Kommunen in Baden-Württemberg haben ihr Interesse bekundet. Ganz besonders danken möchten wir hier unseren Pilotkommunen Kraichtal und Ostfildern, die offen waren, mit uns etwas Neues auszuprobieren. Wir sind weiterhin auf der Suche nach Kontakten zu Kommunen (insbesondere Klimaschutzmanager:innen und Bürgermeister:innen), welche gemeinsam mit uns die Dekarbonisierung des Gebäudebestands angehen wollen. Darüber hinaus sind wir ständig offen für Unterstützer:innen, Praktikant:innen und Werkstudent:innen, die Lust haben, bei der Umsetzung unserer Vision mit anzupacken.
Keine Kommentare